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Ist ein Glas Wein pro Tag gesund oder schädlich?


Ein Glas Wein am Tag ist gesund. Denn es fördert die Durchblutung, so heißt es. Und Rotwein ist dabei noch gesünder als Weißwein. In der Fachzeitschrift „The Lancet“ tauchte das Paradox vom gesunden Wein erstmalig auf. Seitdem existiert der Aberglaube, dass Wein gesundheitsfördernd wirkt. Doch was steckt wirklich dahinter?

Warum soll 1 Glas Wein am Tag gesund sein

Weintrauben sind reich an Polyphenolen. Diese chemischen Verbindungen wirken auf den Organismus entzündungshemmend und antioxidativ. Verschiedenen Polyphenole werden bei der Behandlung von unterschiedlichen Krankheiten eingesetzt. So z.B. bei Bluthochdruck, bei Rheuma oder Diabetes Typ 1.

Zwei Akademiker an der Universität von Bordeaux untersuchten 1992 die Wirkung von Rotwein auf den menschlichen Organismus. Die Namen der beiden Akademiker waren Serge Renaud und Michel de Lorgeril.

Die Beiden vermuteten, dass antioxidative Polyphenole im Rotwein zu einem gesunden und langem Leben beitragen würden. Insbesondere das Resveratrol (ein ganz besonderes Polyphenol) kommt im Rotwein gehäuft vor und soll die Ursache für ein langes Leben sein.

Wie gesund ist ein 1 Glas wirklich

Alkohol ist ungesund. Und ein Glas pro Tag hat bereits negative Folgen auf den Organismus. Insgesamt werden 7 Krebsarten mit einem Glas Wein pro Tag in Verbindung gebracht. Diese sind: Mund- und Rachenkrebs, Brustkrebs, Leberkrebs, Speiseröhrenkrebs, Dickarm- und Enddarmkrebs.

Alle diese Krebsarten haben ihre Ursachen in Stoffwechselprozessen. Das bedeutet nicht, dass jemand, der ein Glas Wein am Tag trinkt, daran erkrankt. Aber das Risiko daran zu erkranken, wird durch ein Glas Wein am Tag erhöht.

Weitere Krankheiten, welche mit Alkohol in Verbindung gebracht werden, sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck. Auch das Risiko an Hirnblutungen oder anderen Krankheiten zu erkranken, erhöht sich mit jedem Glas Alkohol.

Warum hält sich das Wein-Paradox weiterhin hartnäckig

Der Irrglaube, dass ein Glas Wein pro Tag gesund sein könnte, ist in einen größeren Rahmen eingebettet. In der Wissenschaft bezeichnet man dieses Phänomen als Französisches Paradox. Denn tatsächlich sind Franzosen und Französinnen allgemein gesünder als bspw. Briten oder Deutsche.

Vergleichende Studien ergaben, dass Franzosen viel weniger Herzinfarkte erleiden als andere Europäer. Und vergleicht man die allgemeinen Ess- und Trinkgewohnheiten der Franzosen mit denen anderer Europäer, lässt sich kein wirklicher Zusammenhang erkennen.

Dies rief den Rotwein auf dem Plan. Bereits 1819 stellte der irische Arzt Samuel Black einen Zusammenhang zwischen Weintrinken und geringen Herzinfarkten her. Untermauert wurde diese Theorie durch die Studien von Serge Renaud und Michel de Lorgeril von 1992.

Auf die Spitze trieb es der US-Amerikaner Morley Safer, welcher in der Fernsehsendung „60 Minutes“ sagte: „Es steht nun unumstößlich fest: Alkohol – insbesondere Rotwein – reduziert das Risiko für Herzerkrankungen“.

Danach stieg der Verkauf von Rotwein um 40 %. Die Weinindustrie nutzte das Thema geschickt aus und plakatierte Weinflaschen mit gesundheitsfördernden Slogans. Schnell wurde der Wein als natürliches Präventionsmittel verkauft. Und Weintrinker konnten ihren Konsum damit rechtfertigen, dass es schließlich gesund ist – was sie tun.

Wie schädlich ist ein Glas Wein pro Tag

Eine Analyse aus dem Jahr 2023 hat ergeben, dass ein geringer Alkoholkonsum (25 g Ethanol am Tag) keine signifikanten Auswirkungen auf die Mortalität (Sterblichkeit) hat. Demnach ist ein gesundes Maß erst einmal nicht problematisch. Ein höherer Alkoholkonsum (bei Frauen über 25 g und Männer über 45 g) erhöht allerdings die Mortalität.


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